Kultur Regional April 2014K
Erfolgreiche Verjüngungskur
Von Werner Schenk
Von kalifornischen Träumen bis zur schwäbischen Eisenbahn, eben „vun allem ebbes“, präsentierte der Chor Sing and Swing bei seinem Konzert im Laumersheimer Bürgerhaus. Der Gesangverein Concordia 1848 hat eine Verjüngungskur hinter sich: Der Traditionschor, der zunehmend an Mitgliedern verlor, hat noch einige Jahre neben der jungen Formation weiter bestanden und wurde dann 2007 aufgegeben.
„Wir machen total querbeet, sind nicht spezialisiert“, sagt der Sänger und Vorsitzende Armin Eberle. Die Vielfalt präsentierte Sing and Swing in einem abendfüllenden Programm. Es endete allerdings mit einer bitteren Einsicht: Er habe es einfach mal wissen wollen, gestand Chorleiter Alwin Dinges. Nun müsse er aber einsehen, dass es nicht gelinge, die Altersgruppe von 30 bis 50 für solche Veranstaltungen zu gewinnen. Dem treuen Publikum des Vereines gab er das Versprechen: „Beim nächsten Mal ist es wieder fifty-fifty“, das Verhältnis von deutschen und englischen Titeln.Dabei hatte der knapp 30-köpfige Chor ein großartiges Konzert, ein wahres Mammutprogramm, präsentiert. In gut zwei Stunden wurden mit einem Abba-Medley, Weisen aus „Phantom der Oper“ und dem Hauptthema des Soundtracks von „Exodus“ auch äußerst anspruchsvolle Arrangements dargeboten. „Ich bin stolz, einen solchen Chor dirigieren zu dürfen“, bekannte Dinges. Auch das Publikum zollte begeistert Beifall.
Unübertroffen war dabei das „Chiquitita“ von Abba, an das nur noch „Thank You For the Music“ heranreichte. Nach dem heiteren Klang der skandinavischen Popmusik boten die kräftigen, aufwühlenden Chorsätze und das mystische Dunkel in „Phantom der Oper“ eine kontrastreiche Abwechslung. In differenzierter Dynamik präsentierte der Chor das emotionsgeladene Werk.
In den Saal eingezogen war Sing and Swing mit südafrikanischen Klängen: „Siyahamba“ schallte es durch die gute Stube der Laumersheimer, ein rhythmisch und emotional ansprechender Auftakt. Die Hymne in der Sprache der Zulu avancierte in den 90er-Jahren in den USA zu einem beliebten Gospel. Als zwei wunderbare Chorstücke erwiesen sich das unvergessene „California Dreaming“ der Mamas & Papas und „Bridge Over Troubled Water“. Hier ist schon so viel an Stimmigkeit, Pep und Originalität vorhanden, dass ein Arrangeur sich nicht verbiegen muss, um Wirkung zu erzielen. Da kann er einfach aus dem Vollen schöpfen, da können die Stimmen in Wohlklang und Bewegung aufgehen. Etwas einfacher gestrickt ist Leonard Cohens „Halleluja“, das der Chor besonders gerne singt, wie Moderatorin Inka Betz bekennt. Mit weit gespannter Dynamik und großem emotionalen Einsatz der Akteure gewinnen solch schlichte Melodien, wie auch die Filmmusik „The Rose“, ihre starke Wirkung.
Mit dem Alpenrocker Hubert von Goisern und seiner gefühlvollen Ballade „Weit, weit weg“ kam auch deutscher Zungenschlag zu Gehör. Zugführermütze, Signalpfeife und Bahnhofsansage waren die passenden Accessoires für das Lied über die schwäbische Eisenbahn. In der originellen und lustigen Bearbeitung gewann der Zug schnell an Fahrt. Mit den A-capella-Stücken „The Drunken Sailor“ und „Only You“ von den Flying Pickets klang das Konzert aus. Unterstützt wurde es von der Pianistin Karla Kronenberg und dem 14-jährigen Basstubisten Fabian Gödert. Dinges dankte ihnen sowie seinem Chor und dem Publikum für Einsatz und Treue.